Wer Alexander Hassenpflug trifft, merkt schnell: Hier sitzt kein Geschäftsführer einer Steuerkanzlei. Zwischen Kanzleiwelt, Cloud-Architektur und KI-Regulierung bewegt er sich so selbstverständlich wie andere zwischen Schreibtisch und Aktenordner. Mit seiner Kombination aus juristischer Präzision, technischer Tiefe und strategischem Denken begleitet er Kanzleien dabei, sich neu zu erfinden – vom Prozess bis zur Plattform. Wir wollten wissen: Wie ist dieser Ansatz entstanden? Und was macht er eigentlich genau dabei?
„Alex, was machst du eigentlich genau?“ – Ein Gespräch mit Alexander Hassenpflug über Strategie, Digitalisierung und die Zukunft der Steuerberatung
Frage: Alex, viele kennen dich aus Vorträgen, Deinen Büchern, Podcasts oder LinkedIn-Posts, aber mal ehrlich: Was machst du eigentlich genau?
Alexander Hassenpflug: (lacht) Die Frage bekomme ich tatsächlich oft. Kurz gesagt: Ich helfe Steuerkanzleien, in einer zunehmend digitalen und KI-getriebenen Welt nicht nur mitzuhalten, sondern vorauszugehen. Dabei verbinde ich rechtliches, steuerliches und technisches Wissen – also drei Perspektiven, die sonst selten in einer Person zusammenkommen. Ich bin Rechtsanwalt und Geschäftsführer einer mittelständischen Steuerkanzlei, gleichzeitig aber auch Datenschutzbeauftragter und wir sind mit der L1 Datenschutz GmbH Microsoft Cloud Solution Partner. Diese Kombination ermöglicht es mir, Kanzleien strategisch zu beraten, ihre Prozesse zu automatisieren und sie rechtssicher durch die digitale Transformation zu führen.
Frage: Das klingt nach einer ungewöhnlichen Mischung aus Jurist, IT-Architekt und Unternehmensberater. Wie bist du da hingekommen?
Hassenpflug: Mein Weg begann klassisch in der Rechts- und Steuerberatung. Ich habe früh gemerkt, dass viele Kanzleien hervorragende fachliche Arbeit leisten, aber kaum digitale Strukturen haben, um effizient zu wachsen oder Mandanten modern zu betreuen. Mit der Zeit habe ich gesehen: Digitalisierung ist kein IT-Projekt, sondern ein strategischer Wendepunkt. Also habe ich mich immer tiefer in Themen wie Microsoft 365, Azure, KI und Automatisierung eingearbeitet. Heute leite ich die L1 Datenschutz GmbH und betreibe parallel meine Kanzlei hassenpflug.online, wo wir genau diese Brücke schlagen – zwischen Kanzleiwelt, Technologie und Business-Strategie.
Frage: Viele Steuerberater hören bei „Digitalisierung“ immer noch zuerst „Software“. Du sprichst aber von Strategie. Was meinst du damit?
Hassenpflug: Ganz genau. Eine Kanzlei erfolgreich zu transformieren, hat nur zu einem kleinen Teil mit Tools zu tun. Ich sage immer: „Tools folgen der Strategie – nicht umgekehrt.“ Wir entwickeln mit Kanzleien eine klare Positionierung, ein Prozessverständnis und dann das passende Plattformkonzept. Als Trusted Advisor begleiten wir sie von der strategischen Zieldefinition über die Prozessanalyse bis zur technischen Umsetzung – inklusive Datenschutz, Lizenzstruktur und Mitarbeiterschulung. Erst dann kommen Tools wie Microsoft 365, Copilot, Fabric oder DATEV/ADDISON-Integrationen ins Spiel.
Frage: Also seid ihr nicht nur Berater, sondern auch Umsetzer?
Hassenpflug: Absolut. Ich halte nichts von reiner Strategieberatung, die in PowerPoint endet. Unser Ansatz ist praxisnah. Wir tauchen tief in die Kanzleiprozesse ein: Wie läuft die Mandatsaufnahme? Wie werden Dokumente abgelegt? Wie funktioniert Kommunikation im Team und mit Mandanten? Auf dieser Grundlage bauen wir dann Lösungen – z. B. Mandantenportale in SharePoint, automatisierte Workflows mit Power Automate, Datenanalysen über Microsoft Fabric oder KI-gestützte Entscheidungsunterstützung. So schaffen wir Systeme, die wirklich genutzt werden – nicht nur auf Folien existieren.
Frage: Du sprichst oft vom „Trusted Advisor“. Was steckt hinter diesem Begriff?
Hassenpflug: Das Konzept kommt ursprünglich aus dem angelsächsischen Beratungsansatz. Es beschreibt den Partner, der nicht nur ein Projekt umsetzt, sondern dauerhaft das Vertrauen hat, strategische Entscheidungen zu begleiten. Genau das ist unser Ziel: Wir wollen nicht nur IT-Dienstleister sein, sondern der strategische Begleiter der Kanzlei – jemand, der Technik, Recht, Datenschutz und Business versteht und daraus eine langfristige Plattformstrategie ableitet. Gerade in disruptiven Zeiten, in denen sich Technologien rasant verändern, braucht jede Kanzlei ein stabiles Fundament. Wir bauen dieses Fundament – technologisch, organisatorisch und kulturell.
Frage: Du sprichst von „disruptiven Zeiten“. Was verändert sich aktuell am stärksten in der Steuerberatung?
Hassenpflug: Alles. (lacht) Aber im Ernst: Wir erleben gerade den größten Umbruch seit Jahrzehnten. Themen wie E-Rechnung, EU AI Act, Mandantenportale, Copilot-Integration oder automatisierte Datenanalyse verändern das Berufsbild grundlegend. Kanzleien müssen verstehen, dass sie künftig Datenräume managen, nicht nur Belege buchen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen von Mandanten – Transparenz, Geschwindigkeit, digitale Kommunikation. Hinzu kommen Fachkräftemangel, zunehmende Regulierung und die Notwendigkeit, Wissen im Team zu teilen. Unser Job ist es, Kanzleien in diesem Umfeld so aufzustellen, dass sie nicht getrieben sind, sondern selbst gestalten.
Frage: Wie sieht das konkret aus, wenn ihr mit einer Kanzlei startet?
Hassenpflug: Wir beginnen immer mit einer strukturierten Transformationsstrategie. Dazu gehört eine Analyse der vorhandenen Systeme, Workflows und Verantwortlichkeiten. Dann folgen Zieldefinition, Priorisierung und ein klarer Projektplan. Parallel kümmern wir uns um Compliance-Themen – Datenschutz, Geheimnisschutz nach § 203 StGB, Auftragsverarbeitung und Lizenzmodelle. Erst danach gehen wir in die Umsetzung: Teams-Struktur, SharePoint-Architektur, Copilot-Einbindung, Schulungen. Das alles ist kein Selbstzweck, sondern Teil einer ganzheitlichen Kanzleientwicklung. Unser Ziel: Die Kanzlei soll nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch strategisch wertvoller werden – also höhere Umsätze pro Mitarbeiter erzielen, Mandanten langfristig binden und für Fachkräfte attraktiv sein.
Frage: Das klingt nach Unternehmensberatung auf höchstem Niveau. Wie unterscheiden sich eure Mandate von klassischen Projekten?
Hassenpflug: Wir sind keine klassischen Projektberater. Wir denken langfristig. Viele unserer Mandanten bleiben über Jahre bei uns, weil wir gemeinsam eine Plattform aufbauen, die mit der Kanzlei wächst. Das unterscheidet uns von kurzfristigen „Tool-Implementierern“. Wir bringen eine ganzheitliche Perspektive mit: juristisch (was darf ich?), technisch (wie setze ich es sicher um?), organisatorisch (wer trägt Verantwortung?) und strategisch (wie macht mich das erfolgreicher?). Diese Mischung ist selten – aber sie ist der Schlüssel, um als Kanzlei in der Zukunft zu bestehen.
Frage: Und wo siehst du dich und dein Team in fünf Jahren?
Hassenpflug: Wir wollen der führende Ansprechpartner für digitale Kanzleiplattformen in DACH sein – also die Schnittstelle zwischen Microsoft, Kanzleisoftware und Rechtsrahmen. Unser Anspruch ist nicht, Tools zu verkaufen, sondern Zukunftsfähigkeit zu schaffen. Wenn eine Kanzlei in fünf Jahren sagen kann: „Wir haben verstanden, wie wir Technologie nutzen, um bessere Beratung zu leisten – und das dank Hassenpflug und L1 Datenschutz“, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Frage: Zum Schluss: Wenn du alles in einem Satz zusammenfassen müsstest – was machst du eigentlich genau?
