Noch vor wenigen Monaten galt generative KI in den meisten Steuerkanzleien als faszinierendes Werkzeug für den Einzelgebrauch: Man tippte eine Frage ein, erhielt eine kluge Antwort – und das war’s. Was nun jedoch auf uns zukommt, verändert die Spielregeln grundlegend.
Mit der neuesten Ankündigung von OpenAI und Microsoft beginnt eine neue Ära: Autonome Agenten, die nicht nur antworten, sondern eigenständig handeln – und sich in die bestehenden IT- und Organisationsstrukturen einer Kanzlei einfügen wie ein zusätzlicher Mitarbeiter.
1. OpenAI führt ChatGPT Agents ein: Von der Eingabe zur echten Ausführung
Am 18. Juli 2025 veröffentlichte OpenAI unter dem Titel „Introducing ChatGPT Agents“ eine Vorschau auf das, was künftig möglich wird:
„Mit Agenten geben wir ChatGPT die Fähigkeit, über viele Schritte hinweg zu denken, mit APIs zu interagieren und Aufgaben auf Ihrem Gerät auszuführen.“
Konkret bedeutet das: ChatGPT kann künftig eigenständig mehrstufige Aufgaben planen, ausführen und dabei Entscheidungen treffen, die nicht nur auf Rechenlogik beruhen, sondern auf Zielen, Kontext und Regeln.
„Sie sagen dem Agenten, was Sie erreichen wollen – und er erledigt den Rest.“
Ein Beispiel aus dem Alltag einer Kanzlei:
„Lade alle Rechnungen eines Mandanten der letzten drei Monate aus dem Belegportal herunter, prüfe auf fehlende Eingangsrechnungen anhand der SQL Datensätze der FiBu und sende eine Erinnerung an den Mandanten – inkl. Link zur Beleg-Upload-Seite.“
Was bisher viele manuelle Klicks erforderte, könnte bald ein Agent in Minuten erledigen.
2. Microsoft Copilot Studio – mit neuem „Computer Use Mode“
Doch OpenAI bleibt nicht allein. Auch Microsoft treibt die Entwicklung mit Riesenschritten voran – und zwar tief eingebettet in das Ökosystem, das viele Steuerkanzleien bereits nutzen: Microsoft 365.
Im Juni 2025 wurde der „Computer Use Mode“ für Microsoft Copilot Studio vorgestellt. Was bisher nur in der Theorie denkbar war, wird nun realisierbar:
Copilot kann auf deinem Rechner arbeiten, Programme steuern, Dateien öffnen, Tastatureingaben simulieren und sogar zwischen Fenstern wechseln.
Das ist weit mehr als eine einfache Automatisierung – es ist ein Agent, der wie ein virtueller Assistent mit deinem Desktop interagiert.
Stellen Sie sich vor: Ein Mandant ruft an, weil er seine Lohnabrechnung nicht erhalten hat. Ihr KI-Agent sucht im Kanzlei DMS nach der Abrechnung, prüft, ob sie in der richtigen Mandantenakte gespeichert ist, generiert eine E-Mail-Vorlage und bereitet alles für den Versand vor – während Sie noch mit dem Mandanten sprechen.
3. Microsoft geht noch weiter: Der KI-Agent mit Entra ID
Was nun jedoch Jared Spataro, VP bei Microsoft, in einem aktuellen LinkedIn-Post ankündigt, hebt das Ganze auf eine neue Ebene:
„Wir launchen einen neuen autonomen Agenten, der wie ein Mitglied Ihres Teams funktioniert. Sie definieren die Aufgabenbeschreibung – und die KI erledigt den Rest auf Ihrem PC.“
Und das Wichtigste für alle, die sich mit Datenschutz und IT-Sicherheit beschäftigen:
„Dieser Agent wird mit einer Entra ID bereitgestellt und über Intune verwaltet – wie jeder andere Mitarbeiter auch. Enterprise-Grade AI – sicher, kontrollierbar, compliant.“
Das ist nicht mehr „KI für Bastler“ – sondern eine produktiv einsetzbare Lösung für Unternehmen und Kanzleien. Die Vision: Sie geben ein Ziel vor („Erstelle eine Präsentation mit KPIs, lade relevante Zahlen aus Excel und Power BI und lade den Entwurf ins Team-Meeting“), und die KI setzt es um – in Echtzeit, mit Rückgriff auf Ihre Unternehmensdaten und innerhalb Ihrer Richtlinien.
4. Was bedeutet das für Ihre Steuerkanzlei?
Diese Entwicklungen sind beeindruckend – doch sie entfalten ihr Potenzial nur dann, wenn die digitale Grundlage stimmt. Denn:
Nur wer seine Hausaufgaben gemacht hat, kann diese Agenten sicher und sinnvoll einsetzen.
Das betrifft insbesondere:
- Verzeichnisstruktur & Benutzerrollen (Entra ID statt wildem E-Mail-Zugriff)
- Dokumentenmanagement & Mandantenakten (strukturierte SharePoint-Umgebungen)
- Datenschutz & Weisungsbindung (AVV, DSGVO, §203 StGB)
- Toolintegration & Schnittstellen (Power BI, Planner, Outlook, Teams, OneDrive)
- Prozessstrukturierung – denn KI kann nur automatisieren, was strukturiert ist
Der Einsatz von Copilot-Agenten wird kein Plug-and-Play-Feature sein. Ohne saubere Datenhaltung, dokumentierte Prozesse und klar definierte Rollenmodelle wird aus dem versprochenen Produktivitätsgewinn schnell ein Risiko.
5. Fazit: KI-Agenten sind mehr als ein neues Tool – sie verändern die Arbeitsweise
Autonome Agenten sind der nächste logische Schritt nach der Einführung von Copilot, Prompting und ChatGPT. Sie stehen nicht mehr „daneben“ – sie arbeiten aktiv mit.
Doch genau das erfordert Vorbereitung.
Deshalb unterstützen wir Kanzleien dabei, ihre Infrastruktur, Prozesse und Sicherheitskonzepte so zu gestalten, dass diese neuen Möglichkeiten nicht nur erlaubt, sondern wirklich nutzbar sind.
Wenn Sie wissen möchten:
- wie Sie Entra ID, Intune & SharePoint richtig aufsetzen
- wie Sie KI-konforme Datenschutz- und IT-Konzepte etablieren
- wie Sie Schritt für Schritt KI-Agenten sicher in Ihrer Kanzlei einführen
…dann sprechen Sie uns an.
Wir begleiten Sie als Trusted Advisor – strategisch, rechtssicher und technisch versiert.
Jetzt vorbereiten, statt später nachholen.
Denn diese Agenten kommen – ob wir bereit sind oder nicht.