In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt in Steuerkanzleien tiefgreifend verändert. Was früher ausschließlich in den Büroräumen stattfand, ist heute ein Zusammenspiel aus Präsenzarbeit, mobilem Arbeiten und virtuellen Begegnungen. Hybride Teams sind vielerorts zum neuen Normal geworden – und mit ihnen eine Vielzahl an Chancen, aber auch Herausforderungen, die es aktiv zu gestalten gilt.
Hybride Zusammenarbeit ermöglicht es Steuerberatern, flexibler auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einzugehen und auch überregionale Fachkräfte einzubinden. Für viele Kanzleien ist genau das zu einem entscheidenden Faktor im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter geworden. Zudem eröffnet hybrides Arbeiten Potenziale, um konzentrierte Einzeltätigkeiten im Homeoffice und kollegialen Austausch im Büro sinnvoll zu kombinieren. Diese Flexibilität steigert die Zufriedenheit, fördert die Bindung ans Unternehmen und verbessert oft auch die Produktivität.
Doch bei aller Begeisterung für moderne Arbeitsmodelle zeigt sich in der Praxis schnell: Hybride Teams führen sich nicht von alleine. Im Gegenteil – der Mix aus räumlicher Distanz, virtueller Kommunikation und unterschiedlichen Arbeitsumgebungen stellt Führungskräfte vor neue Aufgaben. Viele der gewohnten Mechanismen, mit denen Teamzusammenhalt und Informationsfluss früher fast automatisch entstanden, funktionieren unter hybriden Bedingungen nicht mehr in gleicher Weise.
Gerade in Steuerkanzleien, in denen Mandatsbearbeitung, Wissensaustausch und Zusammenarbeit in Projektgruppen Hand in Hand gehen, werden diese Bruchstellen schnell sichtbar. Spontane Abstimmungen am Arbeitsplatz oder der kurze Austausch an der Kaffeemaschine fehlen. Das Risiko wächst, dass Subgruppen entstehen, Informationen verloren gehen und sich Mitarbeitende vom Team abkoppeln.
Diese Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. Im Kern geht es immer wieder um die gleichen kritischen Punkte: Vertrauen, Kommunikation und Transparenz.
Ein zentrales Problem hybrider Zusammenarbeit ist die Bildung von Subgruppen. Wenn ein Teil des Teams überwiegend im Büro arbeitet, während andere regelmäßig oder vollständig remote tätig sind, entstehen schnell „Wir-und-die“-Konstellationen. Diese Dynamik wird oft noch dadurch verstärkt, dass sich informelle Netzwerke vor Ort leichter pflegen lassen, während virtuelle Teammitglieder weniger sichtbar sind. Wird hier nicht aktiv gegengesteuert, leidet nicht nur der Zusammenhalt, sondern auch die Motivation der betroffenen Kollegen.
Hinzu kommen Abstriche bei der Kommunikation. Viele Kanzleien stellen fest, dass der Informationsfluss zwischen den Mitarbeitenden ins Stocken gerät, wenn spontane Gespräche wegfallen und digitale Tools nicht einheitlich genutzt werden. Wenn die einen vor allem E-Mails schreiben, andere nur über Chats kommunizieren und Dritte hauptsächlich in virtuellen Besprechungen aktiv sind, entsteht schnell ein Flickenteppich aus unvollständigen Informationen und Missverständnissen.
Auch der Aufbau tragfähiger Beziehungen innerhalb des Teams ist unter hybriden Bedingungen anspruchsvoller. Vertrauen entsteht nicht nur durch fachliche Zusammenarbeit, sondern auch durch persönliche Begegnungen. Mimik, Körpersprache und informeller Austausch sind wichtige Grundlagen, um Nähe und Zusammenhalt zu entwickeln. Wenn diese Ebenen dauerhaft fehlen, drohen Isolation und Demotivation.
Darüber hinaus erfordert hybrides Arbeiten ein hohes Maß an Selbstorganisation. Ohne klare Struktur und verlässliche Feedbackprozesse fällt es vielen Mitarbeitenden schwer, Prioritäten zu setzen, Zeit sinnvoll einzuteilen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt droht der Verlust informeller Netzwerke über Abteilungen hinweg. Wenn Begegnungen im Büro seltener werden, reduziert sich der Wissenstransfer zwischen Teams, was langfristig auch die Innovationskraft einer Kanzlei einschränken kann.
Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, braucht es einen klaren Führungsansatz. Vertrauen, Kommunikation und Transparenz bilden dabei die drei entscheidenden Säulen.
Vertrauen entsteht, wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, gesehen und in ihrer Arbeit unterstützt zu werden. Digitale Lösungen wie Microsoft Viva können hier wichtige Impulse setzen. Mit *Viva Insights* lassen sich zum Beispiel Arbeitsmuster analysieren, Fokuszeiten besser planen und gesunde Routinen fördern. Führungskräfte gewinnen so ein Gefühl dafür, ob Teammitglieder überlastet sind oder ausreichend Raum für konzentrierte Arbeit haben. Ergänzend kann *Viva Learning* genutzt werden, um individuelle Lernpfade zu gestalten und persönliche Weiterentwicklung aktiv zu begleiten. Gerade diese Kombination aus Wertschätzung und Förderung stärkt das Vertrauen langfristig.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist eine klare, verlässliche Kommunikation. Digitale Tools bieten hier viele Möglichkeiten – entscheidend ist jedoch, dass sie strategisch genutzt werden. Mit *Viva Engage* lassen sich Communities aufbauen, in denen fachlicher Austausch, Feedback und persönliche Interessen gebündelt werden können. Solche virtuellen Räume helfen, den Kontakt untereinander zu intensivieren und auch über Abteilungsgrenzen hinweg einen gemeinschaftlichen Austausch zu etablieren.
Transparenz schließlich bedeutet, dass alle Teammitglieder auf dem gleichen Informationsstand sind. Mit *Viva Connections* können personalisierte Dashboards bereitgestellt werden, die strategische Ziele, aktuelle Projekte und relevante Unternehmensinformationen sichtbar machen. Gerade in hybriden Teams ist es essenziell, dass Entscheidungen nachvollziehbar kommuniziert und Erfolgsgeschichten geteilt werden. Das schafft Orientierung und stärkt das Gefühl, Teil einer gemeinsamen Mission zu sein.
Doch bei aller Bedeutung digitaler Werkzeuge darf eines nicht vergessen werden: Technologie ist nur ein Baustein. Wirklicher Erfolg entsteht erst, wenn Führungskräfte die Veränderung aktiv gestalten. Ein professionelles Change Management ist daher zwingend, um Mitarbeitende auf dem Weg in hybride Arbeitsmodelle mitzunehmen. Es braucht eine fundierte Analyse des Status quo, ein klares Kommunikationskonzept, Beteiligungsmöglichkeiten und nachhaltige Lernformate. Nur wenn Vertrauen, Transparenz und Beteiligung erlebbar werden, entfalten hybride Teams ihr Potenzial.
In meinem Fachbeitrag zur asynchronen Zusammenarbeit, veröffentlicht beim C.H. Beck Verlag in der Zeitschrift *digitax*, gehe ich noch tiefer auf die Erfolgsfaktoren ein, die eine moderne, digitale Zusammenarbeit in Steuerkanzleien ermöglichen. Dort beschreibe ich praxisnah, wie Kanzleien mit klaren Strukturen, gezielter Förderung und digitalen Lösungen nicht nur effizienter, sondern auch menschlicher zusammenarbeiten können.
Hybride Teams sind eine große Chance, wenn sie bewusst gestaltet werden. Sie eröffnen Freiräume, fördern Eigenverantwortung und machen Steuerkanzleien zu attraktiven Arbeitgebern. Gleichzeitig stellen sie Führungskräfte vor die Aufgabe, Nähe und Vertrauen auf neuen Wegen zu schaffen. Wer diesen Weg mit Klarheit, Empathie und der Bereitschaft zur Veränderung geht, wird langfristig profitieren – fachlich wie kulturell.
Wenn Sie Ihre Kanzlei auf dem Weg zu einer erfolgreichen hybriden Zusammenarbeit begleiten möchten, unterstütze ich Sie gerne – von der strategischen Beratung bis zur praktischen Umsetzung. Sprechen Sie mich an.